Wirtschaftlichkeit

Im ei care Projekt dürfen max. 1.000 Tiere in einer Herde gehalten werden. Deshalb wird in der folgenden Berechnung kein Stall-Neubau zugrunde gelegt, sondern die Haltung in Altgebäuden. Ebenfalls möglich ist ein Mobilstall für die Hennen. Bei Anschaffungskosten ab 120,- Euro/Hennenplatz rechnet sich mit den bisherigen Erzeugerpreisen und Kosten ein Mobilstall in der Neuanschaffung nicht ohne Förderung. Bezugsgröße für die Berechnung ist eine Herde mit 600 Tieren, 300 Hähnen und 300 Hennen bzw. 600 Bruteiern.

 

Die Tiere werden in einem Altgebäude aufgezogen und weiter gemästet, bis die Hähne mit einem Alter von ca. 14 Wochen (97 Tage) geschlachtet werden. Die Hennen werden bis zur 21. Lebenswoche weiter aufgezogen und dann in einen Legehennenstall umgestallt. Der Aufzuchtstall wird gereinigt und für eine zweite Aufzucht bzw. Mast genutzt. Im Aufzuchtstall befinden sich 13 Tiere/m² Stallfläche. Der Legehennenstall hat eine Besatzdichte von 6 Tiere/m². Ein Altgebäude für Legehennen umzurüsten, kostet ca. 50,- Euro/Platz.

 

Futterverbrauch und Legeleistung

Die Les Bleues Henne frisst für ihre Legeleistung und im Vergleich zu Hybridhühnern relativ viel Futter. Sie benötigt 51 kg Alleinfutter im Jahr bei ca. 180 gelegten Eiern. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Legemehl mit ca. 10%  gequetschtem Hafer gestreckt werden kann, da aufgrund der höheren Futteraufnahme kein so hochwertiges Futter wie reines Legemehl benötigt wird. Für die Rasse Les Bleues gibt es zwar ein Zuchtbuch, dennoch ist die Leistung – wie auch bei anderen alten Rassen – nicht konstant. Es kommt daher auch vor, dass nur 160 Eier/Tier gelegt werden. Die belegte Legeleistung der jeweiligen Herkunft ist häufig nicht verfügbar.

 

Die Eier werden auf dem Betrieb verpackt und dann abgeholt. Bei 300 Legehennen bleiben bei diesem Betriebszweig ca. 20,- Euro pro Legehennen und Jahr bzw. insg. 6.000 Euro übrig. Davon muss die Arbeit bezahlt werden. Die Schlachthenne der Les Bleues ist schwerer als die der Hybrid-Legehennen. Hier werden 5,60 €/kg SG gezahlt, wobei  Landwirt_innen hiervon die Schlachtung bezahlen müsssen, sodass ca. 3,-€/Tier über bleiben.

 

Hähne

Die Hähne werden im Alter von ca. 97 Tagen zum Lohnschlachter gefahren, der die Tiere fertig verpackt. Hier bleiben pro Tier immerhin 7,80 €/kg übrig, bei 2 Durchgängen dann 15,60 €/Platz. SG Hähnchen Mast bis 90 Tage, fertig verpackt. Bei diesem Betriebszweig bleiben ca. 4.000,-€/Jahr übrig.

 

In der folgenden Graphik sind Versuchsergebnisse aus Kitzingen zusammengestellt zu durchschnittlichen Tageszunahmen von Masthühnern. Der grüne Balken sind die Les Bleues. Der orange Balken bildet die Zunahmen der ISA 757 ab, der heute im Biobereich übliche Mastlinie. Der ganz rechte Balken zeigt die Zunahmen der Ross 308, die im konventionellen Bereich Einsatz finden.

 

Im Vergleich zu einem Altgebäude macht ein Mobilstall relativ viel Arbeit. Aus diesem Grund ist hier mit Altgebäuden gerechnet worden. Die Arbeitszeit für einen Mobilstall ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Daraus kann man auch die Arbeitszeit für ein Altgebäude ableiten, indem man die Stunden streicht, die im Feststall nicht nötig sind (wie Versetzen, Wasserversorgung).

 

Tabelle: Arbeitsaufwand für einen Mobilstall mit 250-300 Legehennen

TätigkeitenAufwand der TätigkeitenGesamtaufwand pro Jahr
Tägliche Arbeit (Eier sammeln und sortieren, Bestandsführung)0,75 - 1,00 Akh/d320 Akh /a
Futterversorgung/ Silo am Stall befüllen (alle 2 Wochen)26 x 0,75 Akh20 Akh/a
Wasserversorgung (500l Tank am Stall befüllen)52 x 0,75 Akh40 Akh/a
Entmistung (alle 10 Tage)36 x 0,25 Akh9 Akh/a
Versetzen des Stalls (Winter 1x monatlich, Sommer 2x monatlich)1-3 Akh40 Akh
Ein- und Ausstallung2 Akh2 Akh/ a
Reinigung und Desinfektion8 Std./a
Grünlandpflege und Zaunkontrolle110 Akh/a
Summe Aufwand550 Akh/Jahr

Quelle: Pieper, H., LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover, Außenstelle Hameln (aus LAND&Forst, Nr.7,2016)

 

Rentabilität/ Erlössituation

Betriebe, die 300 ei care Legehennen und 600 ei care Hähnchen (2 Durchgänge à 300 Tiere) in Altställen halten, erwirtschaften ca. 10.900 Euro im Jahr. Dem stehen, je nach Stall, jährlich rund 600 bis 800 Arbeitsstunden gegenüber. Grundsätzlich zeigt diese Berechnung, dass die Haltung von ei care Tieren, wenn sie gut in den Betriebsablauf integriert ist, das landwirtschaftliche Einkommen der Familie ergänzen kann.

 

Die Wirtschaftlichkeit hängt dabei von den Kosten des Gebäudes, des Futters, einem geringen Tierverlust sowie der Legeleistung, der Zunahme bei den Hähnchen und dem Erlös für Eier und Fleisch ab. Besonders im Bereich der Direktvermarktung und der damit verbundenen direkten Kommunikation zwischen Bauer_in und Endkund_in, sind ei care Hühner und Hähne mit all ihren ethischen Vorzügen eine ideale Ergänzung für Bio-Betriebe.

 

Direktvermarktung verbessert die Erlössituation

Es gilt nun, die Ei-Leistung der Les Bleues Henne etwas zu erhöhen und gleichzeitig das Projekt weiter auszudehnen, sodass es größere Bestände mit mehreren Herden geben kann, um pro Huhn einen geringeren Arbeitsaufwand zu haben. Die Erlössituation verbessert sich deutlich, bei der Direktvermarktung der Eier oder aber aus dem klassisch zweistufigen Vermarktungssystem mit Groß- und Einzelhandel kann zumindest eine Stufe eingespart werden bzw. entsprechende Endverbraucherpreise erzielt werden.