Praxisbeispiele

ei care Legehennen auf Gut Thurbruch

Gut Thurbruch ist der derzeit größte ei care Betrieb und wirtschaftet im Herzen der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern. Er hält die Les Bleues Hennen sowohl in umgebauten Altställen, in selbst konstruierten Teilmobileställen sowie in Vollmobileställen der Firma Farmermobil. Gut Thurbruch hat eigene Brutmaschinen und kann die Tiere anschließend selbst aufziehen. Anhand des Praxisbeispiels werden die unterschiedlichen Aufzuchtvarianten und Haltungsmöglichkeiten vorgestellt.

 

Eigene Brutmaschinen

Das Ziel von Gut Thurbruch ist, jedes Les Bleues Huhn selbst zu brüten und aufzuziehen. Junghennen kauft der Betrieb nur in Ausnahmefällen zu. Die Bruteier kommen vom Geflügelzüchter Christian Hetzenecker, da Gut Thurbruch keine eigenen Elterntierherden hat. Zum Brüten stehen drei Heka Brutapparate zur Verfügung. Diese haben insgesamt ein Fassungsvermögen von ca. 2.500 Bruteiern. Wenn alles gut gelingt, schlüpfen nach 21 Tagen ca. 2.000 Hennen und Hähnchen.

 

Getrennte Aufzucht

Die Küken werden dann in dem angrenzenden Aufzuchtstall in Kükenringe gebracht. Die Aufzucht findet in einem festen Stallgebäude statt. Darin befinden sich zwei festinstallierte, höhenverstellbare Nippeltränken-Stränge. Zum Stall gehört auch ein überdachter Außenklimabereich mit angrenzendem Auslauf. Die weitere Stalleinrichtung ist nicht fest installiert, sondern wird je nach Alter der Tiere dazu gestellt. Die Fütterung erfolgt per Hand in einfachen Rundtrögen. In den ersten Tagen bekommen die kleinen Küken ihr Wasser aus Stülptränken, da sie das Trinken aus den Nippeln erst lernen müssen. Das haben die Tiere aber sehr schnell herausgefunden, so dass die Stülptränken nach ca. einer Woche aus der Aufzucht entfernt werden können.

 

Wärme im Kükenring

Auf Gut Thurbruch bekommen die Küken am 2. Lebenstag die Mareksche Impfung. Danach werden die Tiere nicht mehr in Kükenringen gehalten, sondern haben den ganzen Stall zur Verfügung. Jetzt ist drauf zu achten, dass alle Ecken im Stall abgerundet sind, damit sich die Tiere nicht gegenseitig erdrücken. Weiterhin ist in der Aufzucht wichtig, den Stall immer warm genug zu halten und Wärmequellen für die Küken bereit zu stellen. Auf dem Betrieb wird dies durch zwei Arten erreicht. Zum einen gibt es eine Elektro- Heizkanone die den Stall immer auf die entsprechende Temperatur  über 25 °C hält. Das Zweite sind Rotlichtlampen die an der Decke hängen und den Küken als Wärmequelle von oben dienen.

 

Trennung nach vier Wochen

Nach vier bis fünf Wochen werden die Küken dann nach Geschlecht getrennt. Vor diesem Alter ist es bei den Les Bleues für den „normalen“ Hühnerhalter schwer zwischen Henne und Hahn zu unterscheiden. Da der Stall blickdicht trennbar ist, gehen die Hähne dann auf die eine Seite des Stalls und die Hennen bleiben auf der anderen Seite. Die Hähne bleiben dann bis zur 14. Lebenswoche im Stallabteil mit Grünauslauf und werden dort bis zur Schlachtung gemästet. Hähne bekommen Mastfutter. Die  Junghennen erhalten eine spezielle Junghennenfuttermischung.

 

Junghennen

Für die Junghennen ist der Aufenthalt in ihrem Stallabteil etwas länger; sie bleiben dort max. bis zur 20. Lebenswoche, um anschließend in einen Legehennenstall umzuziehen. Der Stall muss zuvor gemistet, gereinigt und desinfiziert sein. Wichtig bei der Aufzucht der Les Bleues Hennen ist, dass die Tiere nicht zu schnell groß werden und zu früh das Legen beginnen. Das hat dann nämlich sehr viele XS und S Eier zur Folge, die schwerer zu vermarkten sind. Zwei Dinge können den Legebeginn verzögern: energiearmes Futter und wenig Licht.

Beleuchtung ausschlaggebend für Legebeginn

Die Tiere dürfen nicht zu hell gehalten werden, weil sie dadurch auch eher in die Legereife kommen. Man kann sagen, in der hellen Jahreszeit reicht das Tageslicht aus und in der dunklen Jahreszeit sollte man morgens und abends Licht einschalten damit der Tag nicht zu kurz ist. Ein normales, auch für Hybridhennen im Öko-Landbau empfohlenes  Lichtprogramm ist hier ausreichend.

Mit der Umstallung der Junghennen ist die Aufzucht abgeschlossen. Danach wird die Stalleinrichtung ausgeräumt und der Stall mit einem kleinen Hoflader gemistet. Anschließend erfolgen Reinigung und Desinfektion der Stallabteile.

 

Bilder

 zwei von insgesamt drei Heka Brutapparate

Aufzucht mit Einteilung in Kükenringe

Ganzflächig begehbare Aufzucht mit abgerundeten Ecken. Die Nippeltränken werden am 3. Lebenstag abgesenkt.

Geteilte Aufzucht von Hähnchen und Hennen. Hier sind die Hähne zu sehen.

 

Formen der Legehennenhaltung

Auf Gut Thurbruch gibt es drei verschiedene Varianten der Haltung. Bei allen Ställen erfolgt die Fütterung manuell in Rundtrögen.

 

Altgebäude

Um ein Altgebäude anders zu nutzen, gibt es viele Möglichkeiten und Stallbau-Anbieter, die einem dabei behilflich sind. Im diesem Fall war es die Firma Fienhage, die den Stall ausgestattet hat. Eine anderweitige Nutzung eines Stalls und die damit verbundene Einrichtung sollte immer mit der Naturland Fachberatung abgestimmt sein, damit auch alles richtlinienkonform verläuft. Wichtig ist auch, dass an einem Feststall ein Außenklimabereich geschaffen wird und auch der benötigte Auslauf von 4 m²/Huhn am Stall vorhanden ist.

 

Variante 1 ist die Haltung der Legehennen auf einer Kotgrube. Die Tiere werden mit ca. 20 Wochen eingestallt. Zwischen der 23. und 24. Woche beginnen die Tiere dann zu legen. Sie bleiben dort bis zur Ausstallung mit ca. 70 Lebenswochen. Danach wird die komplette Einrichtung, außer den Nestern, ausgebaut, gereinigt und desinfiziert. Der Stall wird gemistet (das einzige Mal innerhalb einer Legeperiode), gereinigt und desinfiziert. Danach wird alles wieder eingebaut und der Stall ist fertig für den nächsten Durchgang.

             

Teilmobile Eigenbau-Ställe

Die zweite Haltungsform auf Gut Thurbruch ist das Halten in selbstkonstruierten teilmobilen Ställen. Die Grundlage hierfür ist eine Hülle der Firma Coverall. Dieses „Zelt“ ist auf ein Kufensystem aufgebaut und kann somit im Ganzen, je nach Bedarf, verzogen werden. Die Innenausstattung stammt von der Firma RoWa und ist, wie in den festen Ställen auch, ein Kotgrubensystem. Sind die Tiere ausgestallt, wird auch hier die Inneneinrichtung, bis auf die Nester, ausgebaut, gereinigt und desinfiziert. Wenn der Stall dann leer ist, kann er mithilfe von zwei Zugmaschinen verzogen werden. Steht er an seinem neuen Standort, wird die Stalleinrichtung wieder eingebaut und neue Tiere können eingestallt werden.

                                         

Vollmobile Ställe

Seit Anfang 2017 gibt es auf Gut Thurbruch zwei neue und vollmobile Ställe der Firma Farmermobil. Die Ställe sind im Ökobereich für 1.000 Legehennen zugelassen. Diese Ställe sind vollmobil und innerhalb kürzester Zeit umgesetzt. Die Firma Farmermobil verbaut in ihren Ställen ein Volierensystem. Das heißt, die Tiere können über mehrere Etagen im Stall laufen. Im Stall befindet sich ein Futtersilo, was etwa für sieben Tage genug Futter fasst, sowie einen Wassertank, der auch genügend Wasser für ca. eine Woche beinhaltet. Ansonsten läuft in dem Stall alles automatisch und ist computerüberwacht.

 

Muss der Stall versetzt werden, benötigt man lediglich einen etwa 120 PS starken Traktor. Diesen kuppelt man an das Mobil an, fährt die hydraulischen Stützen hoch, die zum Ausgleichen dienen, und fährt los. Die Zeit für das reine Umsetzen beträgt etwa 20 Minuten.

                

Die Eiervermarktung auf Gut Thurbruch

Jedes erzeugte Ei auf dem Betrieb wird in der eigenen Packstelle gewogen, sortiert, gestempelt und verpackt. Einmal in der Woche werden dann die Eier vom Großhändler Terra Naturkost abgeholt und nach Berlin gebracht, um sie dort zu vermarkten.

 

Weitere Praxisbeispiele und Links

Mustergeflügelhof Häde

Chiemgauer Hof

Hetzenecker Küken

Hermannsdorfer Landwerkstätten

Geflügelhof Bodden

Naturland Betriebe mit Zweinutzungshühnern